Archivführer der Zürcher Gemeinden und
Kirchgemeinden sowie der städtischen Vororte vor 1798

bearbeitet von Dr. Otto Sigg


  

Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Schlieren (Bezirk Dietikon)

II A Akten

darunter:
«Schuldbuch» 1628 (Verzeichnis der der Kirche zustehenden Natural- und Geldzinsen, lastend auf Grundstücken in der Zelg gegen Urdorf, Angabe von Restanzen im Jahr 1627); «Zins- und Schuldbuch» 1639 (wie Schuldbuch 1628, jedoch Pfande in der dritten Zelg gegen das Riedt betreffend); Grundzinsverzeichnis 1759 (inkl. Revision im Jahr 1800 und Nachträge 19. Jh.); Notiz mit Hinweis auf Auskauf des kleinen Zehntens 1643; in der Kirche verlesene Aufrufe 18. Jh. des Spitalamtes Zürich betr. Einzug der diesem Amt zustehenden Zehnten und Zinsen zu Schlieren; Verzeichnis der Sigristenbesoldung 1642; Tauf-, Ehe- und Heimatscheine 17./18. Jh.; Bittschreiben an das Spitalamt 1676 betr. Reparatur der gebrochenen Glocke (umgegossen 1628); Notizen 1700 des Pfarrers betr. verschiedene Ungereimtheiten vonseiten von Gemeindemitgliedern; Akten zu Reparaturen von Pfarrhaus und Kirche 18. Jh.; Akten 1756/57 zu einem Legat an die Armen der Gemeinde Schlieren; undatiertes Memorial: Klageschrift betr. Hebamme und Hebammenwesen.

III A Jahresrechnungen

Jahresrechnungen um das Kirchengut 1700–1792 (mit Lücken); weitgehend Naturalienwirtschaft, Rechnung jahrweise je nach derjenigen Zelg der drei Zelgen (Zelg gegen Urdorf, Zelg gegen Altstetteten, Zelg gegen das Riedt) definiert, ab der im Rechnungsjahr die Grundzinsen in natura fällig sind.

IV A Bände

1
Zinsurbar 1607 in zwei Ausfertigungen: Eine Ausfertigung als Pergamentband in Originaleinband mit geprägtem Schweineleder; Verzeichnis der der Kirche Schlieren zustehenden Naturalzinsen, geordnet nach den drei Zelgen, verfasst mit Hilfe eines Zürcher Spitalpflegers und des Spitalmeisters (Zürcher Spitalpfleger als «Schutzund Schirmherren» der Kirche Schlieren) in Anwesenheit der Kirchmeier und des Steuermeiers; Nachträge 17. Jh. im Urbar; hinten Papierblätter: Verzeichnis 1657 von Schuldbriefen der Kirche Schlieren, Notiz 1676/77 zum Kauf eines Stückes Rebland vom verarmten alt Kirchmeier sowie Notizen zu Bauten und Renovationen des Kirchengebäudes 1610–1667; die zweite Ausfertigung in einem in Pergament gebundenen Papierband.

2
«Schuld- und Zinsbuch der Kilchen zu Schlieren … 1626» (Pendant zu den beiden Schuld- und Zinsbüchern, die unter II A eingereiht sind [s. oben], hier die Zelg gegen Altstetten betreffend).

3
«Bereinigung der Grundzinsen der Kirchen Schlieren nach dem Urbario de A°. 1759»

Pfarrarchiv

Erlasse, Mandate 18. Jh. der Grafschaft Baden für das Amt Dietikon; Quittung bzw. Auflistung der Kirchgemeinde 1798 betr. die von der Spitalverwaltung Zürich empfangenen, Schlieren betreffenden Rechtsinstrumente.

Zinsurbar Kirche Schlieren, 1607

IV A 1: Zinsurbar 1607 der Kirche Schlieren. Wie im Vorwort zu diesem Urbar hervorgeht, existierte bis anhin kein schriftliches Verzeichnis über die der Kirche zustehenden Grundzinsen. Spitalpfleger Junker Marx Escher und Spitalmeister Hans Bertschinger von der Verwaltung des Heiliggeistspitals in Zürich sowie von Schlieren Pfarrer Melchior Knöpfli, die beiden Kirchenpfleger Peter Müller und Hans Hintermann sowie der Steuermeier Hans Schwarz trafen sich in Schlieren und nahmen von jedem Zinspflichtigen unter Eid die notwendigen Angaben zur Zinspflicht und zu den entsprechend belasteten Grundstücken auf. Eingreifender Verwaltungsakt.

 

Stadtgemeinde Schlieren

I A Urkunden auf Pergament

17 Urkunden 1312–1672; zum Zeitpunkt der Inventarisierung sollen sich Nr. 15 und 16 (Urteilssprüche in Auseinandersetzungen zwischen Schlieren und [Ober]engstringen um Nutzungen und Wasserverbauungen im Limmatgebiet 1593 und 1633 im Ortsmuseum Schlieren befunden haben, wo sie aber trotz aller Recherchen nicht habhaft gemacht werden konnten); darunter:
Kaufbrief 21. Juli 1312: Das Kloster Hermetschwil verkauft dem Grossmünster ein Gut zu Schlieren (Urkunde durch Schnitt entkräftet, wohl aus dem Stiftsarchiv stammend); Verpfändungsbrief 1416: Edelknecht Heinrich von Schönenwerd verpfändet gegen 100 Gulden dem Hartmann Im Hof von Schlieren die Hagerswiese zu Schlieren (Wiese ist zugleich ein Lehen des von Schönenwerd an Im Hof); Urkunde 1425 von Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich mit Bestätigung eines Verkaufs von Ackerland an die St.-«Agten»- Kirche zu Schlieren (vertreten durch die namentlich erwähnten Kirchmeier); Rechtsinstrumente 1442–1462 betr. Landerwerb und Schuldverschreibung durch Hug Im Hof von Schlieren; Ratsurkunde (Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich) 1467 betr. die durch Regula Seiler, Ehefrau des Zürcher Schultheissen Hans Oeri, an die Schwestern zu Schwamendingen getätigte Schenkung eines jährlichen Zinses von 1/2 Mütt Kernen ab dem Höfli zu Schlieren; gütliches

Urteil 1483 des Abtes von Wettingen in einem Streit zwischen der Kirche Schlieren und den Nachkommen des verstorbenen Hug (Im Hof) von Schlieren um den Heimfall der Güter des Hug an die Kirche Schlieren; Urteilsspruch 1498 betr. Installierung eines ständigen Leutpriesters für die Kirche Schlieren (Kirche Schlieren als Patronat des Heiliggeist-Spitals in Zürich, das Schlieren bis anhin durch einen Leutpriester von St. Peter hat versehen lassen; Bau eines Pfarrhauses); zwei entkräftete Reversbriefe 1560 für dem Spital zu Zürich zustehende Erblehenhöfe zu Schlieren; «Urteilbrief» 1560 des Landvogts zu Baden im Streit zwischen der Mehrheit der Taglöhner und der Minderheit der Bauern zu Schlieren (u. a. betr. Nutzung des gemeindeeigenen Kirchbühls und des «Rohrs», Nutzung des Fronwaldes, der Eichelmast, der Kirschbäume, der Holzbirnen und -äpfel, flurrechtlich fragwürdige Mehrheitsentscheide der Taglöhner, Berücksichtigung der Offnung und der Rechte des Klosters Wettingen und des Spitals zu Zürich; insgesamt sozial- und agrargeschichtlich sehr aussagekräftig).

II A Akten

darunter:
Vom Zürcher Spitalschreiber ausgefertigter (und durch Schnitte entkräfteter) Schuldkaufbrief 1634 um den dem Spital in Zürich als Erblehen zuständigen Bühlhof zu Schlieren; Akten 17. Jh. betr. Lehenhöfe und -zinsen des Zürcher Spitals in Schlieren; «Spruchbrief» 1662 im Streit zwischen der Gemeinde Schlieren einerseits und den Richenern von Oberengstringen anderseits betr. Wasserverbauungen an der Limmat.

IV A Bände

1
Um 1660 angelegtes Rechnungsbuch: Kontrolle der zuhanden der Gemeinde fälligen Geld- und Kernenzinsen sowie Aufzeichnung von Zahlungen der Gemeinde an ihre Gläubiger (bis ca. 1689); Protokolle zur jährlichen Abnahme der Gemeindegutsrechnung 1660–1689 (inkl. Angabe der Namen der Dorfmeier, Angabe des sog. Kernenschlags).

2
Urbar 1733 des Spitalamtes in Zürich über Einkünfte an Grundzinsen in Spreitenbach, Kindhausen, Dietikon, Würenlos und Schlieren (teilweise Hofbeschreibungen).

3
Gemeinderechnungsbuch 1736–1814; teilweise wie IV A 1, Protokolle der Abnahme der jährlichen Gemeindegutsrechnung (mit Angabe des Summarums von Einnahmen und Ausgaben); Rechnungskontrolle zu verpachteten Gemeindegütern.

4
Urbar bzw. «Generalberain» 1759 über die der Kirche Schlieren zustehenden Grundzinsen zu Schlieren (Angabe der Zinstragereien und ihrer Teilhaber, Hofbeschreibungen).

5
Urbar bzw. «Generalberain» 1759 über die dem Kloster Wettingen bzw. dessen Amt in Zürich zustehenden Grundzinsen zu Schlieren (Angabe der Zinstragereien und ihrer Teilhaber, Hofbeschreibungen).

Gemeinderechnungsbuch Schlieren, 1736-1814

IV A 3: Gemeinderechnungsbuch 1736–1814 Protokolleintrag vom 13. Dezember 1798, der das Ende der alten Gemeinde in der Schweiz und in Schlieren dokumentiert. Auf Geheiss des Direktoriums in Luzern werde in «ganz Helvetien eine ganz neue Einrichtung» eingeführt, nämlich die in «2 Klassen gerichtete Munizipalität wie auch Gemeindsverwaltung». Die Munizipalität war die neu geschaffene Einwohnergemeinde, die vor allem die verfassungsmässig-gesetzlichen Anforderungen des Staates zu vertreten und umzusetzen hatte, die Bürgergemeinde blieb vor allem für die Realien (Strassen, Wasser, alte Gemeindegüter u. ä.) zuständig. Im Bild: Passage mit Protokoll der erfolgten Wahl sowohl der Vorsteher der Munizipalität wie auch der Bürgergemeinde.

 

V Pläne

Anlässlich der Inventarisierung 2002 fehlten folgende Pläne (irgendwann ausgeliehen an das Ortsmuseum, dort aber nicht auffindbar): Zwei Grundrisse 1742 des zwischen Schlieren und Oberengstringen streitigen Limmatwuhrs; Flussplan 1746 der Limmat im Bereich des Klosters Fahr und der Allmend Schlieren; zwei Grundrisse 1771 betr. das Gemeindeland Kilchbühl und die Allmend.

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