Archivführer der Zürcher Gemeinden und
Kirchgemeinden sowie der städtischen Vororte vor 1798

bearbeitet von Dr. Otto Sigg


  

Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Dinhard (Bezirk Winterthur)

I A Urkunden auf Pergament

21 Urkunden 1385–1644–1819); darunter:
Durch das Gericht von Schaffhausen ausgestellter Kaufbrief 1385 mit Verkauf des sog. Nagelsgutes zu Eschlikon durch eine Schaffhauser Bürgerin an die Kirche St. Petronella zu Dinhard (namentlich aufgeführt sind Kirchenmeier und -pfleger); durch Schultheiss und Rat der Stadt Winterthur ausgestellter Vergabungsbrief 1386: Anna, Ehefrau des verstorbenen Winterthurer Schultheissen Wetzel, sowie ihre Tochter Agnes, Ehefrau des Winterthurer Schultheissen von Sal, vergaben zugunsten des ewigen Lichtes des Petronella-Altars der Kirche Dinhard ihren im Kirchspiel Dinhard fälligen Nusszehnten; parallel dazu stiftet die Kirchgemeinde, vertreten durch Kirchenmeier und -pfleger, dem Altar jährlich einen Mütt Kernen ab dem durch sie erkauften Nagelsgut zu Eschlikon; Urkunde 1398 von «Pfaff» Ulrich, genannt Karrer, Kirchherr zu Dinhard, mit Verzicht auf den Nusszehnten (s. oben) gegen eine jährliche Pauschale von 2 Vierteln Nussen; Urkunde 1402 mit Tauschgeschäft von Land zwischen dem Eigentümer des Kirchensatzes Hans von Sal und den Kirchenpflegern zugunsten des Sigristenamtes; Rechtsinstrumente 15./ 16. Jh. im Zusammenhang mit dem Kirchengut Dinhard (Käufe, Schuld- und Zinsverschreibungen zugunsten der Kirche, aber auch Instrumente ohne unmittelbaren, wohl nachträglich eingetretenem Zusammenhang mit dem Kirchengut); obrigkeitlicher Urteilsspruch 1506 im Streit zwischen dem Stift Embrach (Eigentümer des Kirchensatzes Dinhard) und der Kirche Dinhard mit Abweisung von Ansprüchen des Stifts am vermeintlichen Neugrützehnten in einem Einfang des der Kirche Dinhard zustehenden Schneithofes zu Altikon; Erblehenbrief 1582: Das Schaffhauser Klosteramt Allerheiligen verleiht den Brüdern Wiesendanger zu Dinhard das Widum daselbst zu Erblehen; durch «die Flucken, Wiesendanger und Singer zu Oberdinhard» 1593 ausgestellter Versicherungsbrief (da betr. ihre der Helfereipfrund zu Winterthur schuldigen Grundzinsen «kein Brief und Siegel» besteht, stellen sie eine solche Zinsverpflichtung mit Angabe der Grundpfande aus); Urteilsspruch 1644 im Streit zwischen der Gemeinde Sulz einerseits, Jakob Riethmüller neben der Riedmühle anderseits sowie Vater und Sohn Müller, Besitzer der Riedmühle, von dritter Seite betr. Weidestreitigkeiten (gemeinsame Weiderechte von Jakob Riethmüller und der Gemeinde Sulz werden bestätigt; die Gänse der Riedmühle- Bewohner dürfen an Gütern und Früchten von Sulz keinen Schaden zufügen; wegrechtliche Bestimmungen, inkl. Erwähnung des Mühleweihers; das Gemeindegut Erlen von Sulz bleibt weiterhin eingezäunt, entsprechend sind Marksteine zu setzen, damit der Zaun über Nacht nicht weiter hinein gerückt wird; Nutzniessung der Bewohner der Riedmühle im der Gemeinde Sulz gehörenden Holz Erlen); Reversbrief 1662 von Hans und Ulrich Wiesendanger zu Dinhard betr. Empfang des dem Stift Embrach zustehenden Kehlhofes (deponiert in den Beständen des Klosteramtes Embrach im Staatsarchiv); Zehntenloskaufsinstrumente 1817 für die Zivilgemeinde Welsikon und 1819 für die Gemeinde Dinhard.

I B Verträge auf Papier

Originale Urkunde 1501 von Elsbet von Griessen, mit welcher sie der Kirche Dinhard im Einverständnis ihres Ehemannes ihre Gerechtigkeit am Schneithof zu Altikon übergibt; Instrumente 1575 mit Bürgschaftsbezeugungen für verfallene Grundzinsen der Kirche Dinhard; obrigkeitlicher Entscheid 1578 im Streit zwischen einem Zürcher Stadtbürger und Riedmüller Felix Singer betr. Bestimmung eines Unterpfands von Rebland gegenüber der Kirche Dinhard in Folge des «Riedmüllischen Auffalls» (Konkurses); Bürgschaftsschein 1608 für eine Schuld gegenüber dem Kirchengut.

II A Akten

darunter:
Rechnungsrödel betr. das Kirchengut Dinhard (Einnahmen, Ausgaben, Gült- und Zinsrödel) 1498 (?), 1510–1544; darin Verding 1514 mit Steinmetzmeister Mathias betr. Bau des Kirchturms und Abrechnung mit ihm 1515 («Meister Mathias Rodel im 1515; [späterer Zusatz:] 1515 ist der Kilchenthurm gebauwen und die Gloggen in Thurn gethan worden»); Bauabrechung (Einnahmen sowie Ausgaben, Taglöhne an die Handwerker, Materialkauf) betr. Kirchturmbau 1514/15; auf Grund des durch den Embracher Chorherr Felix Schiterberg 1512 verfassten Rodels der «Rent und Gült» der Kirche Dinhard vom Dinharder Leutpriester Clauser 1515 festgehaltener «Zinsrodel» (vorgelegt anlässlich der Rechnungsabnahme im Beisein der Dinharder Kirchenpfleger); im Rodel 1525 sind Einnahmen von über 50 Pfund Geld für die drei nach Zürich verbrachten «Kelche» vermerkt. Rechnungsrödel 1670–1697 des Kirchengutes Dinhard (u. a. Einnahmen an Bargeldzinsen sowie Einnahmen von verkauftem Getreide ab der «Schütti» und von Wein aus dem «Keller»); übliche Sammlung 17./18. Jh. von Mandaten und Ordnungen der Obrigkeit und übergeordneter Instanzen; «Auszug» 1675 «aus Herrn Landrichter Eggen, Müllers von Rickenbach, aus einem sogenannten Mülibrief, so er gegen der Gmeind Sulz für Wasserrecht zu fordern habe»; «Spruchbrief zwischen … [der] Gemeinde Sulz an einem und Landrichter Heinrich Waser auf der Riedmühle am anderen Teil,

Weidrecht und Weg-Rechtsamen betreffend, A¡ 1707» (Bezug

auch auf einschlägige Rechtsinstrumente 16. Jh.); Beschreibung 1715 des der Kirche Dinhard und der Kirche Altikon zustehenden Schneithofes zu Altikon (erfolgt wegen Zerstückelung der Güter sowie wegen Wegschwemmungen von Land durch die Thur); Sigristenordnung 1783; durch die Kanzlei der Landvogtei Kyburg 1789 ausgefertigter «Vorschlag zur Verbesserung der Verwaltung des Kirchengutes von Dinhard …»; «Weiberkirchenstuhl-Ordnung in der Kirche Dinhard» 1790 (erlassen im Zusammenhang mit «unanständigen, lächerlichen und die ganze Kirchgemeinde gegen einander aufbringenden Händeln» jeweils vor Beginn des Gottesdienstes um Sitzordnung der Frauen der einzelnen Dorfgemeinden und Höfe).

"Meister Mathias Rodel", Titelblatt, Dättlikon, 1515 "Meister Mathias Rodel", Dättlikon, 1515 Beilage zu "Meister Mathias Rodel", Dättlikon, 1515

Aus den Rechnungsrödeln II A:
1. Titelblatt des «Meister Mathias Rodel» 1515. Abrechnungen unter anderem mit Steinmetzenmeister Mathias über die durch diesen für den neuen Kirchturm ausgeführten Bauarbeiten 1514/15. Wohl Steinmetzenzeichen von Mathias.

2. Aus «Meister Mathias Rodel»: Oben: Aus «dem Kasten» der Kirche erfolgte Zahlungen von Kernen an Meister Mathias und andere in der Zeit von Oculi bis Pfingsten 1515 erfolgte Ausgaben. Im Rodel erscheinen (Geld-)Zahlungen auch an andere Handwerker des Turmbaus wie an den Maurer.
Unten: Zusammenfassung: «Anno domini 1515 Jar ward der buw hie ze thinhart ze end bracht/und die glocken des selben was hin uff gethan als uff unser frowen abent nativitatis marie [d. h. Glockenaufzug am Freitag, 7. September 1515]/noch by leben der vorgemelten herren ze embrach … [Stift Embrach als Inhaber des Kirchensatzes]/warend kilchen pfleger hans singer von thinart/ ruotschman brunner von altikon/hans bachman von ober thinhart/hans aman von altikon».
Zur Abrechnung gelangten die verschiedensten Posten, u. a.: 26 Malter Kalk, 3066 hangende und 1400 Oberdachziegel, Schindeln für das Turmdach, 39Taglöhne für den Zimmermeister, 46 Knechttaglöhne, 245 Taglöhne für die, welche Bauholz geschenkt haben, und für Zimmerleute, 93 1/2, 81 und 103 und weitere Taglöhne für Pflasterer und andere.

3. Beilage zu «Meister Mathias Rodel»: Verding mit Steinmetzenmeister Mathias vom 17. Oktober 1514: «Item die kilchenpfleger und bümeister ze Thinhart hand verdingt meister mathias steimetzen dis nachgeschriben verdingwerck … (Anzahl und Grösse der «Ortsteine» [Ecksteine], Masse, Fenster, Glockenturm, Abstützen und Abbinden des Gewölbes; Mathias hat die Ortsteine in Andelfingen zu brechen. Für seine Arbeiten erhält er 35 Gulden, 4 Mütt Kernen, 1Saum Wein und 1Mütt Hafer, zahlbar zu Ossingen).

 

III A Jahresrechnungen

Jahres- und Zweijahresrechnungen des Kirchengutes Dinhard 1545–1798 (mit Lücken u. a. 1549–1553, 1568–1571, 1731– 1767): Umfassende Kirchengutsökonomie, sehr beträchtliche Einnahmen- und Ausgabenwirtschaft eines grossen Kirchengutes (im späteren 18. Jh. von gegen 50 000 Pfund Vermögen); belegt ist z. B. auch das Armenwesen in den wetterbedingten Krisenjahren der zweiten Hälfte des 16. Jh.; Rechnungsrödel des Kirchengutes: Teils in Fragmente von Schuldinstrumenten 15./16. Jh. (der Kirche Dinhard?) eingebundene Hefte mit Verzeichnung der «jährlichen Zinsnutzung» des Kirche Dinhard 1546–1549, 1550er- und 1560er-Jahre, 1587–1607, 1615–ca.1658 (immer je mit Lücken); Verzeichnisse 1587– 1658 der gegenüber dem Kirchengut «ausstehenden Schulden».

IV A Bände

1.1
Kopienbändchen 1638 mit «Urbar des jährlichen Einkommens der Pfarrpfrund Dinhard … 1534» sowie mit Beschreibung des der Pfrund Dinhard zustehenden Zehntens im Grundhof, zu Herten, Altikon und vor allem zu Sulz 1633 (mit umfassender urbarmässiger Beschreibung des Hofes Sulz).

1.2
Durch den Winterthurer Stadtschreiber Christoffel Hegner verfasstes Urbar der Kirche Dinhard 1543 (Verzeichnis der Renten und Gülten bzw. Zinsen, «alles uss den alten Urbaren und unverserten besigleten Brieffen gezogen», im Beisein des Schaffners des Klosteramtes Embrach, des Pfarrers sowie der namentlich aufgeführten Kirchenpfleger). Originaler Ledereinband, Pergamentblätter.

1.3
Umfassendes Urbar 1705 der Kirche Dinhard mit Verzeichnung der Grund- und Schuldzinsen.

2.1
1515 angelegter «Gültrodel»: Protokolle 1515–1542 der mit den einzelnen Schuldnern und Zinsschuldnern der Kirche Dinhard erfolgten Abrechnungen, auch Abrechnungen der Kirche gegenüber ihren Gläubigern (eingebunden in liturgisches Pergamentfragment). 2.2 Um 1659 angelegtes, undatiertes Zinsbuch und -urbar der Kirche Dinhard, inkl. Bereinigungen 1677/78 (eingebunden in liturgisches Pergamentfragment).

IV B 1

Stillstandsprotokolle 1778–1814. Depot des Pfarramtes Dinhard 1932 im Staatsarchiv Zürich (F IIc 18b): 1534 angelegtes «Urbar des jährlichen Einkommens der Pfarrpfrund Dinhard» (Pfarrbesoldung vonseiten des Klosteramtes Embrach; Beschreibung der Zehntenrechte zu Sulz, angegeben von den «Alten» daselbst; Bezüge zu Altikon und Rickenbach; Bezug des kleinen Zehnten in der ganzen Pfarrei von Hanf, Hanfsamen, Nüssen, Äpfeln, Birnen, Güggeln, Gänsen, Schweinen; Nachträge bis 18. Jh.; Angabe des Preises des kleinen Pergamentbandes: 22 Batzen).

Politische Gemeinde Dinhard

Fragment

Staatsarchiv Zürich; F IIc 18a, Depot der politischen Gemeinde 1922: 1 Pergamentfragment eines Jahrzeitbuches 14./15. Jh.; s. F. Hegi, Die Jahrzeitenbücher der Zürcher Landschaft (1922), S. 136/137.

1 Urkunde auf Pergament

Geschenkte und gekaufte Urkunden im Staatsarchiv C V 3 Sch. 10a, Provenienz nicht bekannt: Der in Dinhard zu Gericht sitzende Kyburger Landvogt entscheidet 1615 im Streit zwischen zwei Parteien betr. Brach- und Wirtschaftsweg sowie betr. Wasserkehr für Wässerung zu Dinhard.

Ehemalige Zivilgemeinde Eschlikon

1 Urkunde auf Pergament

Geschenkte und gekaufte Urkunden im Staatsarchiv C V 3 Sch. 10a, Provenienz nicht bekannt, ursprünglich aber Dorfgemeindearchiv Eschlikon oder Dorlikon: Urteilsspruch 1570 im Streit zwischen den Gemeinden Eschlikon und Dorlikon betr. beidseitig vorgebrachte Weidgangübergriffe auf das andere Gemeindegebiet (getrennte Weidgangbanne; entsprechende Definition von Marchen und Zäunen).

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