Archivführer der Zürcher Gemeinden und
Kirchgemeinden sowie der städtischen Vororte vor 1798

bearbeitet von Dr. Otto Sigg


  

Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Meilen (Bezirk Meilen)

I B Verträge auf Papier

Kopie 17. Jh. eines Spruchbriefes 1495 im Streit zwischen dem Kloster Einsiedeln (als Inhaber der Kollatur- und Zehntenrechte) und den «Untertanen der Pfarrkirche zu Meilen» betr. Bau und Unterhalt des Chorgebäudes (die von Meilen haben ihre Kirche erweitert und erneuert und erwarten vom Kloster die Leistung des Baus des Chores; das Kloster verweigert dies, da die Kirchenbauten nicht aus Notdurft, «sondern durch Lusts und Gefallens willen der Untertanen» vorgenommen worden seien; im Spruch wird der Auskauf der Bauverpflichtung des Klosters mit Rebgelände und einer einmaligen Lieferung von 60 Eimern Wein sowie der Verpflichtung, nach dem Aufbau des Chors ein Fenster zu spenden, festgelegt; das Decken des Chors bleibt Pflicht des Klosters).

II A Akten

darunter:
Bauakten 17./18. Jh. mit undatierter «General-Bau-Rechnung» (Neubau der Kirche 1786 u. a. finanziert mittels Geldaufnahme vom Kaufmännischen Direktorium und durch Kirchenstuhlverkauf 1787–1790); Akten zu den Kirchenstühlen 1697–1791; eherichterliche Beschlüsse 18. Jh. zu Ehe- und Vaterschaftsangelegenheiten von Kirchangehörigen zu Meilen; Beschlüsse der Obervögte 18. Jh. wie Ausschluss 1787 des Ammanns des Klosters Einsiedeln oder dessen Stellvertreters von der Versammlung des Stillstands, Stimmrechterteilung 1787 im Stillstand für den Protokollführer Schulmeister Andreas Hulftegger; artfremde Akten: 3 Listen mit Verzeichnung der von 1785– 1787 ausgeteilten «Reformationszeichen» (spezielle Zeichen, welche den entsprechend Interessierten verteilt werden mussten, damit sie an Sonntagen die Stadt Zürich verlassen durften).

III A Jahresrechnungen

Jahresrechnungen des Kirchengutes Meilen 1710–1798.

IV A Bände

1a, 1b
Zwei gleichlautende, in originalem geprägtem Schweinsleder gebundene Urbare (Verzeichnis der eingehenden Geldzinsen) für die Kirche Meilen 1639, für die Pfrund Meilen 1641 und für die Filiale oder Kapelle Uetikon 1642; verfasst durch Pfarrer Rudolf Gwerb und Hans Ulrich Meyer, dem jungen Schreiber zu Meilen.

2
Stillstandsprotokolle 1780–1803.

3
«Kirchen-Protocoll», an sich undatiert, angelegt wohl im Zusammenhang mit dem Kirchenbau von 1786, vereinzelt vorkommende Daten 1697, 18. Jh., 1791 bis ca. 1841: Verzeichnis der Kirchenstühle (genannt «Gefletze» und «Örter») und deren Besitzer.

4
(Ursprünglich III A 1 des Pfarrarchivs) 1629 durch einen (Pfarrer?) Waser zusammengefügtes «Rechenbuch»: Sammlung der originalen Protokolle und Einnahmen- und Ausgabenverzeichnisse der durch die Kirchenpfleger abgelegten Jahresrechnungen 1528–1632 (im Vorwort: Hinweis auf im Pfarrhaus vorhandene Rechnungsunterlagen 1490–1509 und 1510–1527; in der ersten Rechnung 1528: Eintrag des Erlöses aus dem Verkauf der drei Pfrundhäuser).

Politische Gemeinde Meilen

I A Urkunden auf Pergament

3 Urkunden 1674–1788: Beschluss der Obrigkeit 1674 in Sachen Aufenthaltsrecht von «Lehenleuten» (Pächtern) in Gemeinden allgemein und in Meilen insbesondere (Pächter, welche auf ein Lehen in einer anderen Gemeinde ziehen, haben entweder eine Bescheinigung der Rückkehrerlaubnis ihrer Heimatgemeinde vorzuweisen oder aber Bürgschaft zu leisten, der Aufenthaltsgemeinde nicht zur Last zu fallen; Sonderregelung für die Hochstrasser von Egg, welche schon lange Lehenleute in Meilen sind: sie sollen Hintersässen sowohl von Egg wie auch von Meilen sein); Beschluss der Obrigkeit 1694 in Sachen Wahlordnung: Auf Bitten der Gemeinde wird für die Wahl der Richter, Ehegaumer, Geschworenen und anderen Vorgesetzten die alte Wahlordnung der offenen Wahl an der Maiengemeinde wieder eingeführt, mit Festlegung hoher Bussen bei «Praktizieren» (durch «etwelche» Meilemer ist die Wahlordnung wahrscheinlich auf geheime Wahl hin abgeändert worden); obrigkeitliches Appellationsurteil 1788, welches ein Urteil der Vorinstanz kehrt und der in dieser Frage in sich zerstrittenen Gemeinde Meilen nicht erlaubt, die sogenannten Geschlechter-Bänke der Kirche zu verkaufen und den Erlös an die Kirchenbaukosten zu verwenden.

II A Akten

darunter:
Urteile 18. Jh. betr. Weg- und Fahrrechte; Weinzehnten-Rödel der Gemeinden Meilen und Uetikon 1702, 1708, 1775, 1776; Zehntenrödel der Gemeinde Meilen 1737–1797 (detaillierte Tabellen zum Bezug des jährlich geschätzten Zehnten des Klosters Einsiedeln); spezielle Akten 18. Jh. der Wacht Obermeilen u. a. betr. deren Lehmgrube und Steinbruch; Verzeichnisse des Armengutes 1751, 1763, erstellt anlässlich von Gutübergaben vom alten zum neuen Pfarrer (Archiv der ehemaligen Armengemeinde).

III A Jahresrechnungen

Jahresrechnungen der Gemeinde Meilen 1708–1797; Mehrjahresrechnungen der Dorfgemeinde Meilen 1699-1795 (mit grossen Lücken); Mehrjahresrechnungen der Wacht im Feld (differenziert in Serien des vorderen sowie des hinteren Wachtteils) 1769–1795; Mehrjahresrechnungen des Wachtguts Obermeilen (in drei Rotten verteilt) 1783–1795; Zweijahresrechnungen des Armenguts Meilen 1697/98, 1710– 1797.

IV A Bände

1
Rechte und Ordnungen der Herrschaft Wädenswil, verfasst wohl um 1593 (die Gemeinden Wädenswil, Richterswil und Uetikon betreffend). Depot im Staatsarchiv Zürich.

2
«Verzeichnis aller der Zehnten-Güter zu Meilen, so einem … Stift zum Grossen Münster in Zürich gehören, … 1740.»

Ehemalige Armengemeinde

Wenige unbedeutende Akten 18. Jh. und Jahresrechnungen des Armengutes 1778–1798.

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