Archivführer der Zürcher Gemeinden und
Kirchgemeinden sowie der städtischen Vororte vor 1798

bearbeitet von Dr. Otto Sigg


  

Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Hettlingen (Bezirk Winterthur)

II A Akten

Bettags-Mandate 1768–1797 (in Anlehnung an die entsprechenden Aktionen der Zürcher Obrigkeit von Schultheiss und Rat der Stadt Winterthur den «Seinen» handschriftlich übermittelte Mandate); weitere durch die Stadt Winterthur ausgefertigte Mandate ab 1750; durch die Winterthurer Stadtkanzlei und das Zürcher Ehegericht an den Pfarrer zu Hettlingen gerichtete Korrespondenz spätes 18. Jh. in eheund sittengerichtlichen Belangen von Gemeindegenossen (inkl. Ahndung eines «Lachsnerstücklis», d. h. einer Hexerei durch eine Frau 1780); «Usszüg [Auszüge] der Kilchen [zu Hettlingen] Brief und Pfande …» (der Kirche Hettlingen zustehende Schuldbriefe mit Datierungen 1600, 1634); Heft mit Stillstandsprotokollen 1702–1737 (Einleitung von Pfarrer Zimmermann: «Weil bisher kein Stillstandbuch allhier gewesen und man nicht können wissen, was einten und anderen Stucks halben betreffend die allhiesige Kirchen geschehen, also hab ich hierin das einte und ander der Kirchen zum Nachricht zu verzeichnen nötig befunden …»).

Politische Gemeinde Hettlingen

I A Urkunden auf Pergament

41 Urkunden 1469–1690; darunter:
Urteilsspruch 1469 von Schultheiss und Rat der Stadt Winterthur im Streit zwischen den «gemeinen Nachpuren» zu Hettlingen und dem Eichmüller daselbst betr. Nutzung des Brunnens, der «gen Hettlingen getüchelt» ist («Trinkwasser» für den Müller), und betr. Nutzung des Bachs, der an der Eichmühle rinne (Wässerung zugunsten der Hettlinger); Urteilsspruch 1484 im Streit zwischen der Gemeinde Hettlingen und den drei «Flecken» Hünikon, Aesch und Riet um Weiderechte auf angrenzenden Wiesen (Trennung des zum Teil gemeinsam ausgeübten Weidgangs durch Zäune); Beurkundung 1488 des für die Stadt Winterthur zu Gericht sitzenden Strub von Hettlingen einer Zinsverschreibung zugunsten der durch «Kirchenpfleger» versehenen St.-Niklaus-Kirche zu Hettlingen; Kaufbrief 1494 mit Verkauf des Gutes Heimenstein (40 Jucharten) um 120 Gulden durch Uli Ackerer von Seuzach an die Gemeinde Hettlingen; Instrument 1501 betr. Veräusserung von 1 Jucharte Reben unter dem Heimensteiner Holz durch die Gemeinde Hettlingen; Lehenbrief 1507 des Klosters Beerenberg betr. seinen Kelnhof zu Hettlingen (im Lehenzins: u. a. 2 Stücke Hanf); durch Schultheiss und Rat zu Winterthur 1522 «unserem Dorf» Hettlingen gewährte Verdoppelung des Einzugsgeldes auf 10 Pfund; Einzugsbrief 1680; «des Dorfs Hettlingen Offnung» 1538: Exemplarische, durch die Stadt Winterthur bestätigte, durch die Winterthurer Instanzen und die Hettlinger Dorfmeier ausgearbeitete Offnung, grossformatiges Pergamentheft («Wes das Dorf Hettlingen und die Oberkeit alda sig, auch wer Bot und Verbot zu tun hab, und wem die Frevel und Bussen, auch der Einung gehöre»); Schuld- und Zinsverschreibungen 1542, 1564, 1568 gegenüber Kirchengut und Kaplaneipfrund zu Hettlingen; Urteilsspruch1552 der Zürcher Obrigkeit im Streit zwischen der Gemeinde Hettlingen (nebst Gemeindeabgeordneten vertreten durch den Schultheissen von Winterthur) und der Grafschaft Kyburg betr. Entrichtung des der Grafschaft zustehenden Brauchgeldes (Hettlingen hat, herrührend von den üblichen Verpflichtungen betr. Landtag und Malefizgericht, der Grafschaft das übliche Brauchgeld zu entrichten; Vergleich des besonderen Rechtstatus Hettlingens mit Uhwiesen, Elgg und Wangen); 1708 durch Schnitt entkräfteter «Gmeindbrief» 1563 (Schuldverschreibung von 400 Gulden der Gemeinde Hettlingen gegenüber einem Bürger zu Engen im Hegau); Leheninstrumente 1580 betr. Hofteile des Klosteramtes Töss zu Hettlingen (Loskaufvermerke 1823); Leheninstrument 1616 betr. Güter des Klosteramts Töss zu Hettlingen; durch die Stadt Winterthur besiegelte Kehrordnung 1591 der Wässerung («Wasserrecht») in den Riedwiesen zu Hettlingen; weitere Kehrordnung 1601 der Wässerung der Wiesen auf Ober-Landweg; Revision 1661 der Kehrordnung der Wässerung 1591; Schuldverschreibung 1593 der Gemeinde Hettlingen um 1353 Gulden gegenüber dem der Stadt Winterthur zustehenden Hinwileramt zwecks Ablösung der Basler Schuld von 700 goldenen Sonnenkronen; Instrumente (1580), 1596/97, 1601–1604 und 1690 betr. Verkauf von Zehntenrechten auf Rebgrundstücken und weiteren Gütern zu Hettlingen an das Spital der Stadt Winterthur (Verkauf wahrscheinlich im Sinn von Errichtung von Zehntenrechten auf bis anhin zehntenfreien Gütern); Kaufinstrument 1599: «Vogt und Gericht, auch die geschworenen Dorfmeier und die ganze Gemeinde … des Dorfes Hettlingen» verkaufen mit Zustimmung des Schultheissen zu Winterthur dem Gemeindegenossen Schremli das ca. 15 Jucharten umfassende Gemeindegut Heimensteiner Zelgli; durch 5 Hettlinger Bürger zu Gunsten der Gemeinde ausgestellte «Schadloshaltung» 1601 (sie halten die Gemeinde «schadlos» betr. die Bürgschaft, welche die Gemeinde für die von ihnen, den fünf Bürgern, gegenüber dem «Mohren» zu Schaffhausen eingegangene Schulverschreibung geleistet hat); Urteilsspruch 1621 im Streit zwischen Salomea Schremli zu Hettlingen einerseits und der Gemeinde anderseits betr. Hintersässenrecht von Salomeas zweitem, aus Rikon stammendem Ehemann Kuhn (zwecks Erhaltung der Kinder aus erster Ehe und der Güter besteht Salomea auf das angeblich versprochene Recht für ihren Ehemann, für drei Jahre in Hettlingen ansässig zu sein; die Gemeinde hingegen befürchtet, dass Kuhn, der sich nicht als Bürger einkaufen will, während der Anwesenheit in Hettlingen in preistreibender Art Güter aufkaufen könnte; im Urteil erlaubt die Stadt Winterthur Kuhn den Aufenthalt in der Rechtsform eines Knechts); Urteilsspruch 1624 im Streit zwischen der Gemeinde Hettlingen und den Schremli, genannt Leypuren, betr. Kauf des Hauses der Schremli durch den in Dägerlen sesshaften Tochtermann des Hettlinger Pfarrers Widenmann (das Haus kann erworben und der Käufer eingebürgert werden, wenn die Schremli Hettlingen mit ihren Familien verlassen); Schuldverschreibungen 1627, 1635 der Gemeinde Hettlingen gegenüber dem Seckelamt der Stadt Winterthur (1010 Gulden) und gegenüber den Pflegern von St. Jörg am Feld (2014 Gulden); Urteilsspruch 1666 im Streit zwischen der Gemeinde Hettlingen und dem Besitzer des Kehlhofes betr. Rechtscharakter und Nutzung der auf der Riedwiese des Kehlhofes befindlichen Eichen (die Gemeinde hat diese Eichen erworben, damit das Weidevieh der Dorfherde im Sommer Sonnenschutz hat und beklagt entsprechend den Kehlhofer, weil er eine Eiche gestückt hat; im Urteil werden die Nutzungsrechte der Gemeinde gegenüber den Eigentumsansprüchen an den Eichen des Kehlhofers geschützt); auf Wunsch der Gemeinde Hettlingen hin durch die Stadt Winterthur 1680 vorgenommene Neuorientierung des Erbrechts (u. a. keine Realteilung von Grund und Boden unter Söhnen und Töchtern mehr, sondern nach erfolgter Inventarisierung Auszahlung der Töchter).

Titelblatt Offnung Hettlingen, 1538

I A 9: Titelblatt der Offnung von Hettlingen 1538. Der Titeltext weist das Dorf als Herrschaftsgebiet der Stadt Winterthur aus. Die Offnung wurde durch eine paritätische Arbeitsgruppe, bestehend einerseits aus dem Winterthurer Schultheissen, der immer auch automatisch als Obervogt zu Hettlingen fungierte, und vier Kleinräten sowie anderseits aus den drei Dorfmeiern, erarbeitet, durch Schultheiss und Rat der Stadt Winterthur bestätigt «und von einer ganzen Gemeinde zu Hettlingen mit gutem Willen angenommen».

 

II A Akten

Anweisung 1614 der Stadt Winterthur an die Gemeinde Hettlingen, «das überflüssig Verzehren aus ihrem Gemeindegut» zu unterlassen (Spesenfestlegung für die Dorfmeier, Ausgabenbeschränkung bei Anlässen wie Ablegung der Jahresrechnung, Bechtelitag, Jahresgericht); durch Untervogt Hans Jacob Müller «aufgesetzter» und in der «Gemeindelade» verwahrter Gemeindebeschluss 1688 betr. das flurrechtwidrige bzw. die Weiderechte beeinträchtigende Aufbrechen von Wiesland (Anlegen von Hanfpünten sowie von Ackerland für den Anbau von Räben); Kopie der Beschreibung 1711der Gemeindemarchen; Bestimmungen 1725, 1741 betr. die Anforderungen an das Vermögen und die Höhe des Einkaufsgeldes für in Hettlingen einheiratende Frauen (sie müssen ihrem Ehemann wenigstens 100 Gulden sowie ein Bett und einen Trog «zubringen»); «Wässerungs-Briefe» bzw. Kehrordnungen der Wässerung 1661, 1781 betr. div. Wieslandbezirke; «Hühner-Rodel» 1764, 1791 (Einzug des Fastnachtshuhns von jeder Haushaltung mittels einer Geldpauschale); Verzeichnisse 1788–1794 der in die Gemeinde Hettlingen gehörenden Bürger; «Lehenbrief» 1790 (Pachtvertrag) betr. Verpachtung der gemeindeeigenen Schmitte (inkl. Inventar); Bauabrechnungen (inkl. «Akkord» mit zwei heimischen Zimmerleuten) betr. Neubau der Schmitte 1792.

IV A Bände

1
Papierheft: «Beschreibung der Marchen an der Landstrass, die von Hettlingen nach Andelfingen geht» 1780.

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